Finanzmarktausblick 1. Quartal 2021

Dank Impfstoffen weiter auf Expansionskurs

Globale Konjunktur:

Die Konjunkturerholung verfestigt sich - die Fiskal- und Geldpolitik bleibt weltweit expansiv

Aufgrund der äusserst expansiven Fiskal- und Geldpolitik sowie der raschen Verfügbarkeit von wirksamen Impfstoffen halten wir für 2021 an unserer zuversichtlichen Einschätzung des globalen Wirtschaftswachstums fest.

In den USA dürfte die Wirtschaftspolitik nach dem Sieg der Demokraten ei den Präsidentschaftswahlen auf einen gemässigteren Kurs einschwenken, auf dem Kompromisse statt Polarisierung vorherrschen.


Unsere Anlagepolitik

Aktien:

starke Übergewichtung, nicht alle Sektoren profitieren gleichermassen

Wir rechnen im 1. Quartal mit einer überdurchschnittlichen Entwicklung der 2020 zurückgebliebenen Sektoren (u.a. Industrie, zyklischer Konsum, Banken und Versicherungen), während der IT- und Technologiesektor für einmal etwas hinterherhinken dürfte. Regional stehen Europa und die Schwellenländer aufgrund der attraktiven Bewertung im Vordergrund, wobei letztere zusätzlich vom schwachen USD profitieren.

Obligationen:

Starke Untergewichtung, kaum Alternativen vorhanden

Anleihen haben weiter an Attraktivität verloren, da risikolose Staatsanleihen mittlerweile negative Verfallsrenditen ausweisen. Ferner bieten diese in Stresssituationen an den Finanzmärkten immer weniger Schutz. Folglich weichen die Anleger in risikoreichere Sektoren aus («Search for Yield»), wobei hochverzinsliche Staats- und Unternehmensanleihen aus Schwellenländern noch überdurchschnittliche Renditen bieten.

Immobilien:

Übergewichtung, v.a. Wohnliegenschaften

Heimische Immobilienanlagen haben sich in der Corona-Krise bislang als resistent erwiesen. Während steigende Leerstände den Mietwohnungsmarkt belasten, floriert der Markt für Wohneigentum. Hierbei wird die Nachfrage vor allem durch die tiefen Finanzierungskosten begünstigt.

Edelmetalle und Rohstoffe:

Übergewichtung, Rohstoffanlagen haben Potenzial

Der Goldpreis bleibt durch negative Realzinsen und die Nachfrage der Notenbanken und Schmuckindustrie hoch, verliert jedoch als Hort der Sicherheit an Attraktivität. Aufgrund des höheren Wirtschaftswachstums in 2021 sind bei Rohstoffanlagen zyklische Basismetalle und Energie zu bevorzugen. Wir rechnen mit weiteren steigenden Energiepreisen, da die OPEC die Produktionskapazitäten kurzfristig kaum erhöhen kann.

Währungen:

Aufgrund der USD-Schwäche bleibt der CHF unter Aufwertungsdruck.

Die amerikanische Notenbank (FED) setzt eine im globalen Vergleich sehr expansive Geldpolitik um. Dadurch wird sich die Zinsdifferenz zwischen USD und EUR weiter reduzieren und der USD gegenüber dem EUR und CHF weiter an Wert verlieren. Der CHF als «sicherer Hafen» bleibt solange unter Aufwertungsdruck bis die Bewältigung der Corona-Krise im kommenden Jahr absehbar wird.


Die grössten Risiken für unsere Anlagestrategie

Die Beibehaltung und Ausweitung der gegenwärtigen Lockdowns in vielen europäischen Ländern und Regionen führen zu einem heftigen Einbruch der Wirtschaftsaktivität im 1. Quartal 2021. Die Einschränkungen bleiben länger bestehen als erwartet, da die Fallzahlen aufgrund des Infektionsverlaufs und aggresiverern Mutationen des Virus auf einem hohen Niveau verharren. Dieses Szenario trübt die Konsumentenstimmung un das Vertrauen der Unternehmen massiv ein und führt zu deutlichen Kursverlusten an den Märkten.

Die bereits zugelassenen Impfstoffe von Pfizer/BioNTech und Moderna können entgegen den Ankündigungen nicht in den geplanten Kapazitäten ausgeliefert werden. Ein Grossteil der Bevölkerung in den Industrieländern kann somit nicht bis zum kommenden Herbst geimpft werden. Dadurch wird sich die weltweite Konjunkturerholung noch einmal verzögern,

Als „positives“ Szenario mit dennoch eher negativen Auswirkungen auf die Aktien- und Obligationenmärkte ist eine deutlich schnellere Bewältigung der Corona-Krise. Dadurch wirkt die derzeit äusserst expansive Geld- und Fiskalpolitik stark inflationär. Erhöhen die Zentralbanken dann (zu früh) die kurzfristigen Zinsen und stoppen den Aufkauf von Anleihen, steigen die langfristigen Renditen und die Kreditrisikoprämien. Das führt zu Verlusten auf den Obligationen-, Immobilien- und Aktienmärkten. Rohstoffe und Gold werden profitieren.


31.12.2020 / Matthias Wirz