Ausblick 3. Quartal 2021

Finanzmarktausblick 3. Quartal 2021

Weiterhin vorteilhaftes Umfeld für Sachanlagen

  • Zinserwartungen auf dem Geldmarkt sprechen für stärkeren USD
  • Höhere Inflationsraten belasten Obligationenmärkte (noch) kaum
  • Der "Run" auf Immobilienanlagen hält an, v.a. bei Wohnliegenschaften
  • Aktien- und Immobilienanlagen sind weiterhin zu bevorzugen, dank tiefen Zinsen und starkem Wirtschaftswachstum

Corona-Pandemie fast überstanden - Europa holt auf

Die Länder der Nordhalbkugel haben die Corona-Pandemie zumindest wirtschaftlich zurückgedrängt. Während in den USA und China das Vorkrisenniveau bereits erreicht wurde, sind die europäischen Länder bei stark positivem Wachstum noch deutlich davon entfernt. Die Schweiz befindet sich in dieser Konjunkturerholung zwischen den USA und der Eurozone.

Die Stimmungsindikatoren bei Konsumenten, Unternehmen und Investoren haben sich weiter verbessert, so dass eine nachhaltige Erholung der Weltwirtschaft zu erwarten ist. China und die USA – die zwei bedeutendsten Volkswirtschaften der Welt – haben einen Grossteil der Erholung dagegen bereits hinter sich. Eine wachsende Gefahr sind inflationstreibende Kapazitätsengpässe in der Industrie. Diese Engpässe sind zwar ein positives Zeichen einer boomenden Wirtschaft, bremsen aber die Wirtschaftsleistung in anderen Regionen der Welt.

Unsere Anlagepolititk

Die weltweit kräftige Konjunkturerholung wird durch die ausserordentlich expansive Geld- und Fiskalpolitik der grossen Industrieländer weiter befeuert und dürfte sich dadurch noch für längere Zeit fortsetzen. Dabei wird in Kauf genommen, dass die Nominalzinsen für längere Zeit unter der Inflationsrate bleiben. Um in einem solchem Umfeld Vermögenswerte real zu schützen, führt kein Weg an Aktien- und Immobilienanlagen vorbei.

Obligationen: Starke Untergewichtung wegen negativer Verfallsrenditen

Aufgrund der extrem tiefen und oft negativen Verfallsrenditen sind Obligationenanlagen mit guter Bonität zu meiden, zumindest so lange keine Negativzinsen auf Kontoliquidität belastet wird. Bereits ein geringfügiger Zinsanstieg führt bei Obligationen mit mittleren oder langen Laufzeit zu deutlichen Buchverlusten.

Aktien: Übergewichtung trotz hoher Bewertung beibehalten

Höhere Zinsen, ein starker USD und bereits sehr optimistische Gewinnerwartungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von deutlichen Kurskorrekturen bei Aktienanlagen. Dennoch behalten wir eine moderate Übergewichtung bei und nutzen starke Kursanstiege zur Realisierung von Buchgewinnen.

Wir bevorzugen zurzeit defensive Sektoren wie Basiskonsumgüter, Gesundheit und Versorgungsfirmen. Diese sind in Indizes wie dem SMI, dem Dow Jones und dem FTSE 100 zu mehrheitlich enthalten. Aufgrund der tiefen Bewertung und des "Nachhaltigkeitsmalus" sind Basisrohstoff-Aktien interessant. Diese liefern die Grundstoffe für zahlreiche nachhaltige Produkte und Energieträger. Vorsichtiger sind wir bei zinssensitiven Wachstumstitel (u. a. Technologieaktien) und Anlagen in zyklischen Sektoren.

Immobilien: Weiterhin Übergewichtung als Alternative zu Obligationen

Die Coronakrise hat zu einem «Run» der Anleger auf Immobilienanlagen geführt, von dem direkte wie indirekte Immobilienanlagen mit hohem Wohnanteil profitieren. Zwar sind auch in dieser Anlagekategorie die Ausschüttungsrenditen deutlich gefallen. Diese liegen aktuell bei rund 2 bis 3 Prozent und damit immer noch deutlich über der Verfallsrendite von Unternehmensanleihen bei vergleichbarem Anlagerisiko.

Edelmetalle und Rohstoffe: Übergewichtung von Industriemetallen

Im Rohstoffbereich favorisieren wir Industriemetalle, da diese von der hohen Nachfragen aufgrund der Energiewende und von der raschen Erholung der Weltwirtschaft profitieren. Gold dient als Absicherung vor unerwartet hoher Inflation.

Währungen

Die Zinsprognosen der amerikanischen Notenbank (FED) wurden überraschend deutlich mit zwei Zinsschritten im Jahr 2023 angehoben. Das dürfte dem USD gegenüber den anderen Hauptwährungen in den kommenden Monaten weiter Auftrieb geben. Der CHF und der JPY sollten mit abnehmender Risikoaversion der Investoren und somit rückläufiger Nachfrage nach «Safe Haven»-Anlagen eher schwächer notieren.

Szenarien und Auswirkungen auf unsere Anlagestrategie

Die folgenden Szenarien beschreiben die aus unserer Sicht zwar möglichen, aber für uns wenig wahrscheinlichen wirtschaftlichen Entwicklungen. Die Szenarien geben einen Hinweis darauf, wie sich solche weniger wahrscheinlichen Entwicklungen auf unsere aktuelle Anlagestrategie auswirken würden.

Szenario 1: «Inflationsschock»

Entgegen unserem Hauptszenario kommt es in den USA nicht nur zu einer temporär deutlich höheren Inflationsrate, sondern zu einem markanten und anhaltenden Anstieg derselben.

Das FED muss mit einer raschen Beendigung der Anleihekäufe («Tapering») und deutlichen Leitzinserhöhungen reagieren. Diese führen zuerst zu einer Bewertungskorrektur bei Finanzanlagen und danach – über eine darauf folgende Rezession – zu Zahlungsausfällen und entsprechend weiteren Kursverlusten bei allen Anlageklassen ausser Liquidität.

Szenario 2: «Staatsschulden ausser Kontrolle»

In vielen Ländern steigt die bereits vor der Corona-Krise hohe Staatsverschuldung in unvermindertem Tempo weiter an. Die EZB befindet sich mit ihren Anleihekäufen in einer «Dilemmasituation»: Ohne Vergemeinschaftung der staatlichen Schulden in der Eurozone kann sie die Anleihekäufe nicht reduzieren. Dies wird jedoch Turbulenzen an den Märkten auszulösen. Langanhaltende Perioden mit tiefen Zinsen und auch Nullwachstum könnten resultieren.

Sollten die Anleger aufgrund des deutlichen Anstiegs der Staatsverschuldung und deren mehrheitlich direkten Finanzierung durch die Notenbank zunehmend das Vertrauen in den Euro verlieren, sinkt die Nachfrage nach Anleihen der Eurozone. Deren Preise fallen deutlich und die Renditen steigen entsprechend, damit wieder Anleger vom Kauf überzeugt werden können. Auch dies führt zu einen "Bewertungskorrektur" auf allen Anlageklassen ausser Liquidität.


Matthias Wirz, 30. Juni 2021