- Markanter Anstieg der Inflationsraten ist vorübergehenden Natur
- Aufwertungstrend des USD sollte sich fortsetzen
- Aktien und Immobilienanlagen bleiben trotz historisch hoher Bewertung weiter attraktiv
29.09.2023
11.07.2023
11.07.2023
11.07.2023
Verschiedene Indikatoren signalisieren, dass der starke globale Konjunkturaufschwung nach dem Corona Crash seinen Zenit überschritten hat. Der weltweite Einkaufsmanagerindex (PMI) erreicht zwar mit 54.1 im August einen hohen Wert, verlor aber in den letzten drei Monaten merklich an Dynamik. Kapazitätsengpässe führen zu einer tieferen Industrieproduktion und höheren Preisen. In den grossen EU-Staaten lagen die PMI zuletzt leicht über den Erwartungen, in Deutschland mit seinem hohen Exportanteil jedoch knapp darunter.
Weltweit steigende Corona-Impfquoten, solide Unternehmensgewinne und das tiefe Zinsniveau begünstigen weiterhin Sachwerte wie Immobilien und Aktien. Aufgrund der gestiegenen und bis 2022 erhöht bleibenden Inflationsraten ist für längere Zeit mit negativen Realzinsen bei Obligationenanlagen zu rechnen. Anleger werden damit schleichend entwertet. Bei Anlagen in Aktien und Immobilien sind demgegenüber inflationsgeschützte, positive reale Renditen zu erwarten.
Unverändert weisen Obligationenanlagen ein ungünstiges Ertrags-Risikoverhältnis auf. Bloss die tiefen Bonitätsstufen im „Hochzinsbereich“ (Rating unter BBB-) liefern noch positive Renditen, bei allerdings hohem Ausfallrisiko.
Der S&P 500 hat dieses Jahr bereits über 50 Mal ein neues Allzeithoch erreicht, bei gleichzeitig grosser Konstanz und geringen Verlustphasen. In den letzten Jahren kam es - wie gegenwärtig aufgrund des Bankrotts des Immobilienunternehmens «Evergrande» - zwar mehrfach zu scharfen Korrekturen, allerdings waren diese meistens nur von kurzer Dauer, da in Aktien unterinvestierte Anleger die Gunst der Stunde für Zukäufe nutzten.
Immobilienanlagen sind die «neuen Obligationen». Ökonomisch gewiss eine Falschaussage, aber Immobilien liefern im Vergleich zu Anleihen guter Qualität eine deutlich positive Ausschüttungsrendite bei vertretbarem Verlustrisiko. Das gilt insbesondere für kollektive Immobilienanlagen mit hohem Wohnanteil.
Gold als Anlage legt in einem Umfeld steigender Inflationserwartungen und negativer Realzinsen in der Regel zu. Doch der steigende USD und die weltweit robuste Konjunkturlage wirken dem entgegen. Zuversichtlicher sind wir für Industriemetalle, welche von der raschen Erholung der Weltwirtschaft und der Energiewende profitieren werden.
Auf den Devisenmärkten ist eine Fortsetzung der bisherigen Trends zu erwarten: der USD sollte infolge des Auslaufens der Wertpapierkäufe (Tapering) durch die amerikanische Notenbank (FED) zur Stärke neigen. Da die Europäische Zentralbank (EZB) mit dem Tapering dagegen erst später beginnen wird, bleibt der EUR unter Druck.
Die folgenden Szenarien beschreiben die aus unserer Sicht zwar möglichen, aber für uns wenig wahrscheinlichen wirtschaftlichen Entwicklungen. Die Szenarien geben einen Hinweis darauf, wie sich solche weniger wahrscheinlichen Entwicklungen auf unsere aktuelle Anlagestrategie auswirken würden.
Die USD-Obligationäre mussten bisher Verluste von fast 80% verbuchen. Falls die fälligen Zinsen auf Krediten und USD-Anleihen nicht mehr bezahlt werden, wird ein "Default" ausgelöst. Dies hätte weitreichende Folgen über China hinaus, analog zum Bankrott von Lehmann-Brothers 2008. Allerdings ist aufgrund des systemischen Risikos von Evergrande mit einer Intervention des chinesischen Staates zu rechnen.
Mit dem Argument der gesellschaftlichen Stabilität hat China verschiedene Regulierungsschritte in der Privatindustrie vollzogen. So wurde dem privaten Bildungssektor untersagt, Gewinne zu machen oder an die Börse zu gehen.
Damit werden Eigentumsrechte massiv
eingeschränkt und das Vertrauen der Anleger ausgehöhlt. Die Regulierungsschritte
kommen jedoch zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, da sich China zurzeit
bereits in einer Konjunkturabschwächung befindet.
Das FED befindet sich aufgrund seiner Inflationsprognose auf einer heiklen "Gratwanderung": Steigt die Inflationsrate gemäss FED-Meinung tatsächlich nur vorübergehend an, kann die Geldpolitik noch für längere Zeit sehr expansiv bleiben. Verharrt die Teuerungsrate hingegen permanent auf zu hohem Niveau, wird das FED verspätet doch zu einer heftigen geldpolitischen Reaktion gezwungen sein und die Leitzinsen umso stärker erhöhen müssen. Damit riskiert das FED das Ende des Immobilienbooms in den USA und darauffolgend eine Rezession, welche wiederum zu einer starken Korrektur an den Aktienmärkten führt
Matthias Wirz, 30. September 2021