Die amerikanische Notenbank (FED) hat wie erwartet ihren Leitzins um 0.25% erhöht und gleichzeitig signalisiert, dass sie auf dem 16-Jahreshoch von 5.25% eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegen wird.
29.09.2023
11.07.2023
11.07.2023
11.07.2023
Die amerikanische Notenbank (FED) hat wie erwartet ihren Leitzins um 0.25% erhöht und gleichzeitig signalisiert, dass sie auf dem 16-Jahreshoch von 5.25% eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegen wird.
FED-Präsident Powell bekräftigte aber auch, dass sich die Inflationsrate langsamer als erhofft zurückbildet, und dass die vom Geldmarkt für die zweite Jahreshälfte eingepreisten Leitzinssenkungen demzufolge eher unrealistisch seien. Dennoch scheint der Markt die Aussagen von Powell zu ignorieren und setzt angesichts der sich ausweitenden Regionalbankenkrise ungebrochen auf erste Leitzinssenkungen bereits in diesem Jahr.
Während die Konjunkturdaten für die USA überwiegend eine deutliche Abschwächung des Wirtschaftswachstums zeigen, befindet sich der Arbeitsmarkt noch immer in blendender Verfassung. Zwar handelt es sich beim Arbeitsmarkt um einen dem Konjunkturzyklus nachfolgenden Indikator, dennoch ist es überraschend, dass im April erneut beinahe 200’0000 neue Stellen geschaffen wurden. Möglicherweise ist der hohe Wert auf das in fast allen Teilen der USA im April außergewöhnlich warme Wetter zurückzuführen.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins um 0.25% angehoben und versucht mit dem siebten Zinsschritt in Folge, die beständig hohe Inflation von gegenwärtig 6.9% einzudämmen. Die EZB hat aus der Furcht um eine Lohn- / Preisspirale in der Eurozone in Kombination mit der hohen Kerninflation, die insbesondere aus der Dienstleistungskomponente und den Kerngütern herrührt, weitere Zinsschritte nicht ausgeschlossen. Fast gänzlich von den Märkten übersehen wurde die Mitteilung, dass die Reinvestitionen des von der EZB aufgekauften Anleihebestandes (APP-Portfolio) ab Juli gänzlich eingestellt werden. Damit wird die «Quantitative Geldpolitik» der EZB der vergangenen Jahre weiter zurückgefahren und die Bilanz reduziert. Zudem wird der implizite «Zinsdeckel» auf die langfristigen Renditen der EUR-Anleihen unwirksamer, da 2023 das APP-Portfolio um etwa EUR 180 Mrd. und 2024 um etwa 330 Mrd. EUR verringert wird. Dies könnte mittelfristig zu einer Ausweitung der Kreditrisikoprämien der Staatsanleihen in der Eurozone führen, wobei dies vor allem für Italien und Spanien gilt. Hingegen ist in der kurzen Frist aufgrund fallender Wachstums- und Inflationserwartungen nicht mit signifikant steigenden langfristigen Zinsen zu rechnen. Ausserdem wird die Teuerung durch den weitergehenden Rückgang der Energiepreise günstig beeinflusst. Der Ölpreis sank von USD 83 Anfang April auf aktuell USD 67, trotz Ankündigung der OPEC Plus, die Produktion einzuschränken. Offenbar haben Konjunktursorgen der Marktteilnehmer - und damit verbunden eine sinkende Nachfrage - den Ölpreis beinahe auf das «Vorkriegs-Niveau» von USD 66 Ende 2021 gedrückt.
Die regionale Bankenkrise in den USA führt zu einer Straffung der Kreditvergabe der Geschäftsbanken und löst dadurch einen negativen Konjunkturimpuls aus. In Europa wird die Konjunktur neben dem ungewohnt hohen Zinsniveau auf dem Geldmarkt zudem durch die Tatsache belastet, dass noch immer 70% der Fremdfinanzierung im Unternehmenssektor auf Bankkredite entfallen. Insgesamt gehen wir dennoch nicht davon aus, dass die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession fällt. Wenn überhaupt, ist aufgrund des stabilen Dienstleistungsgewerbes und des robusten privaten Konsums vielmehr von einer milden Rezession auszugehen. Demzufolge sind auf der Aktienseite defensive, konjunkturunabhängige Sektoren und Unternehmen (Novartis, Roche, Nestlé, Swisscom, BKW) vorzuziehen. Bei Anleihen bleiben kurze Laufzeiten mit guter Bonität interessant.
In der Anlagekategorie «Immobilien» empfehlen wir zurzeit börsenkotierte Immobilienfonds, deren Preise in den letzten 12 Monaten stark gefallen sind. Der ausgeprägte Zinsanstieg im letzten Jahr hat auch die «Agios» (Aufpreis des Börsenpreises zum inneren Wert) von über 40% im Durchschnitt (Ende 2021) auf mittlerweile noch 10% reduziert. Zusätzlich haben grosse Verkaufsvolumen von institutionellen Anlegern in diesem relativ illiquiden Markt zu Ausverkaufspreisen geführt. Da sich zudem die langfristigen Zinsen seit Anfang Jahr wieder leicht zurückgebildet haben, sind kotierte Immobilienfonds im historischen Vergleich günstig bewertet.Obligationen: Untergewichtung; kurze und mittlere Laufzeiten bevorzugen, Unternehmensanleihen übergewichten
Aktien: Übergewichtung; Schweiz, USA und UK übergewichten; Japan, Schwellenländer und Europa neutral gewichten
Währungen: USD/CHF über 0.95 teilweise absichern und EUR/CHF über 1.00 absichern
Rohstoffe: Industriemetalle, Energie übergewichten
Edelmetalle: Gold übergewichten; Silber und Platin neutral
Immobilien: Übergewichtung (Anlagestiftungen, Immobilienfonds)
Transaktionen: Aktien: ; Obligationen: ;
Sektoren: Übergewichtung Gesundheit, nicht zyklischer Konsum, Versorger
Themen: Basismetalle und Energie
05.05.2023 / Matthias Wirz