Im Oktober sank in den USA die Inflationsrate vor allem aufgrund fallender Energiepreise von 3.7% auf 3.2%, bei einer Monatsrate von 0.0%. Die Kernrate, ohne volatile Energie- und Nahrungsmittelpreise, bildete sich zudem von 4.1% auf 4.0% zurück, wobei die Monatsrate nur noch 0.2% erreichte. Annualisiert errechnet sich daraus eine Jahresrate von 2.5%, ein Wert, der nicht mehr allzu weit über dem Ziel des FED von 2% liegt. Hierbei sorgten insbesondere tiefere Mieten für Entlastung. Ausserdem sind die Preise auch auf der vorgelagerten Produzentenstufe rückläufig, sodass sich der Teuerungstrend auf breiter Basis in die richtige Richtung bewegt.
Damit dürfte das FED keine weiteren Leitzinsanhebungen mehr beschliessen, auch wenn Kommentare von einzelnen FED-Vertretern das Gegenteil vermuten lassen. Die Präsidentin des San Francisco FED, Mary C. Daly, verkündete, dass die genannten Inflationszahlen zwar «ermutigend seien», aber das «FED seine Glaubwürdigkeit riskierte, wenn sie zu früh die Zinswende einläuten würde». Möglicherweise sind die aktuellen Zinssenkungserwartungen von insgesamt 1% bis Ende 2024 tatsächlich übertrieben, aber ein Beginn der geldpolitischen Lockerung ab Mitte 2024 ist nicht völlig unrealistisch, vor allem unter Berücksichtigung der sich abschwächenden Konjunktur. Bisher nimmt die Wirtschaftsaktivität vor allem in der Bauindustrie ab, jedoch bildet der private Konsum weiterhin eine stetige Wachstumsstütze und verzeichnete wiederum einen soliden Start ins vierte Quartal. Die Einzelhandelsumsätze haben sich allerdings im Oktober wesentlich von den zuvor hohen Niveaus zurückgebildet, wobei die bereits starken Vormonatswerte nach oben revidiert wurden. Der zeitweilig überhitzte Arbeitsmarkt kühlt sich ausserdem langsam, aber stetig ab, wie die wöchentlichen Erstanträge und bestehenden Anträge auf Arbeitslosenunterstützung signalisieren. Folglich wird im November ein erneut schwächerer Arbeitsmarktbericht erwartet. Ferner ist die Industrieproduktion im Oktober förmlich eingebrochen, allerdings zum Grossteil auf die Streiks in der Automobilindustrie zurückzuführen. Ohne diesen Sondereinfluss hätte die Industrieproduktion um 0.1% zugenommen.
Die Hoffnungen auf ein sogenanntes „Goldilocks-Szenario“ – weiche Landung der US-Wirtschaft ohne Rezession, begleitet mit einer Lockerung der Geldpolitik - werden zusätzlich durch den kräftigen Rückgang der Öl- und Gaspreise getrieben. Dabei ist der Ölpreis in den letzten Wochen von rund USD 90 auf USD 73 und damit das tiefste Niveau seit Mitte Juli gefallen. Die nächste OPEC-Sitzung am 26. November dürfte für den weiteren Verlauf der Energiepreise entscheidend sein.