Inflationsrate nähert sich Zielbereich an

Zusammenfassung

Nach den jüngsten, tiefer als erwarteten Inflationszahlen in den USA keimte sofort die Hoffnung der Marktteilnehmer auf frühzeitige Leitzinssenkungen der amerikanischen Notenbank (FED) wieder auf. Entsprechend folgte eine Rallye sowohl auf den Anleihe- als auch den Aktienmärkten.

Die Renditen der USD-Staatsanleihen fielen in der Berichtswoche über die gesamte Zinsstrukturkurve um 0.25%, der USD schwächte sich ab und die Aktienmärkte legten zwischen 1.5% (SPI) und 4% (Nasdaq) zu.

Aktuelle Situation

Im Oktober sank in den USA die Inflationsrate vor allem aufgrund fallender Energiepreise von 3.7% auf 3.2%, bei einer Monatsrate von 0.0%. Die Kernrate, ohne volatile Energie- und Nahrungsmittelpreise, bildete sich zudem von 4.1% auf 4.0% zurück, wobei die Monatsrate nur noch 0.2% erreichte. Annualisiert errechnet sich daraus eine Jahresrate von 2.5%, ein Wert, der nicht mehr allzu weit über dem Ziel des FED von 2% liegt. Hierbei sorgten insbesondere tiefere Mieten für Entlastung. Ausserdem sind die Preise auch auf der vorgelagerten Produzentenstufe rückläufig, sodass sich der Teuerungstrend auf breiter Basis in die richtige Richtung bewegt.

Damit dürfte das FED keine weiteren Leitzinsanhebungen mehr beschliessen, auch wenn Kommentare von einzelnen FED-Vertretern das Gegenteil vermuten lassen. Die Präsidentin des San Francisco FED, Mary C. Daly, verkündete, dass die genannten Inflationszahlen zwar «ermutigend seien», aber das «FED seine Glaubwürdigkeit riskierte, wenn sie zu früh die Zinswende einläuten würde». Möglicherweise sind die aktuellen Zinssenkungserwartungen von insgesamt 1% bis Ende 2024 tatsächlich übertrieben, aber ein Beginn der geldpolitischen Lockerung ab Mitte 2024 ist nicht völlig unrealistisch, vor allem unter Berücksichtigung der sich abschwächenden Konjunktur. Bisher nimmt die Wirtschaftsaktivität vor allem in der Bauindustrie ab, jedoch bildet der private Konsum weiterhin eine stetige Wachstumsstütze und verzeichnete wiederum einen soliden Start ins vierte Quartal. Die Einzelhandelsumsätze haben sich allerdings im Oktober wesentlich von den zuvor hohen Niveaus zurückgebildet, wobei die bereits starken Vormonatswerte nach oben revidiert wurden. Der zeitweilig überhitzte Arbeitsmarkt kühlt sich ausserdem langsam, aber stetig ab, wie die wöchentlichen Erstanträge und bestehenden Anträge auf Arbeitslosenunterstützung signalisieren. Folglich wird im November ein erneut schwächerer Arbeitsmarktbericht erwartet. Ferner ist die Industrieproduktion im Oktober förmlich eingebrochen, allerdings zum Grossteil auf die Streiks in der Automobilindustrie zurückzuführen. Ohne diesen Sondereinfluss hätte die Industrieproduktion um 0.1% zugenommen.

Die Hoffnungen auf ein sogenanntes „Goldilocks-Szenario“ – weiche Landung der US-Wirtschaft ohne Rezession, begleitet mit einer Lockerung der Geldpolitik - werden zusätzlich durch den kräftigen Rückgang der Öl- und Gaspreise getrieben. Dabei ist der Ölpreis in den letzten Wochen von rund USD 90 auf USD 73 und damit das tiefste Niveau seit Mitte Juli gefallen. Die nächste OPEC-Sitzung am 26. November dürfte für den weiteren Verlauf der Energiepreise entscheidend sein.

Unsere Empfehlung

Das beschriebene Szenario hat in den letzten Wochen an Wahrscheinlichkeit zugenommen und darum eine Erholung an den Aktienmärkten und sinkende Kreditrisikoprämien an den Obligationenmärkten ausgelöst. Aufgrund attraktiver Bewertungen, der absehbaren Wende in der Geldpolitik und dem Rückgang der langfristigen Zinsen dürfte sich die positive Preisentwicklung der risikotragenden Anlagekategorien fortsetzen.

Unverändert favorisieren wir die Sektoren «Technologie», «Nicht-zyklischer Konsum», «Gesundheit/Pharma» und «Zyklischer Konsum».Auf Titelebene heissen die Favoriten entsprechend Microsoft, Apple, Amazon, Nvidia, Meta und Google in den USA, sowie Novartis, Nestlé, Logitech, Richemont, Lonza, Swiss Life, Holzim, ABB und Geberit in der Schweiz.

Taktische Positionierung

Obligationen: Untergewichtung; kurze und mittlere Laufzeiten bevorzugen, Unternehmensanleihen übergewichten
Aktien: Leichte Übergewichtung; Schweiz, USA und UK übergewichten; Japan, Schwellenländer und Europa neutral gewichten
Währungen: USD/CHF über 0.90 absichern und EUR/CHF über 0.98 absichern
Rohstoffe: Industriemetalle, Energie übergewichten
Edelmetalle: Gold übergewichten; Silber und Platin neutral
Immobilien: Übergewichtung (Anlagestiftungen, Immobilienfonds)
Transaktionen: Aktien: HOLN, ABBN, NOVN Obligationen: -
Sektoren: Übergewichtung Gesundheit, nicht zyklischer Konsum, US Tech-Megacaps
Themen: Basismetalle und Energie

17.11.2023 / Matthias Wirz