Fasnacht pur. Interview mit Pia Inderbitzin

Fasnacht pur. Interview mit Pia Inderbitzin

Foto: Christian Jaeggi

Fasnacht pur. Wer könnte das nicht besser verkörpern als die Obfrau des Basler Fasnachts-Comité Pia Inderbitzin. Sie ist die erste Frau, nach elf Obmännern, in der Geschichte des Comités. Seit 22 Jahren im Fasnachts-Comité davon 18 Jahre für den Basler Fasnachtsnachwuchs verantwortlich, Buchautorin, Pfeiferin in einer Clique und früher als Schnitzelbänklerin unterwegs. Und wie ist ihre ganz persönliche Sicht auf die Basler Fasnacht?

Lassen Sie sich im nachfolgenden Interview überraschen....

Liebe Frau Inderbitzin, sicher haben Sie auch als Kind schon Fasnacht gemacht....

In unserer Familie waren alle mit dem Fasnachtsvirus angesteckt, so dass wir schon von klein auf Fasnacht gemacht haben. Jeweils an den Vormittagen waren wir im Quartier unterwegs, unsere Mutter hat uns die Kostüme geschneidert. Einmal hatten wir ein Sujet mit Laterne, von meinem Vater gemalt, einem Zeedel und allem Drum und Dran. Am Nachmittag waren wir jeweils mit der Mutter am Cortège.

Welches ist für Sie ein beeindruckender Fasnachtsmoment?

Obwohl es jedes Jahr gleich abläuft, ist der Morgestraich immer wieder ein bewegender Moment, vor allem, wenn es kurz vorher still wird, man die Glockenschläge hört und dann die Fasnacht losbricht, ein Hühnerhautmoment!

2022 haben Sie den Kischtli-Bryys für ihren langjährigen Einsatz im Basler Fasnachts-Comité für die ehrenamtliche Nachwuchsförderung erhalten. Was verstehen sie genau unter Nachwuchsförderung und wie wird dies umgesetzt?

Die Nachwuchsförderung liegt dem Fasnachts-Comité sehr am Herzen. Kinder und Jugendliche haben heute viele Freizeitmöglichkeiten, so dass wir uns um den Nachwuchs bemühen müssen. Einerseits unterstützen wir die Jungen Garden, die sehr viel investieren, um Nachwuchs zu generieren und zu halten. Andererseits gibt es diverse Angebote für Schulen, das Larven kaschieren mit Schulklassen, in jedem Primarschulstandort steht eine Fasnachtskiste mit diversem Material, sozusagen „Fasnacht zum Aaalänge“. Ausserdem organisieren wir alle fünf Jahre einen grossen Schulhausumzug durch die Innenstadt für alle Kindergärten und Primarschulen, der letzte hat als Grossanlass 2020 mit 10`000 Mitwirkenden stattgefunden; wenigstens die Schülerinnen und Schüler hatten in jenem Jahr eine Fasnacht!

Nach der Fasnacht gibt es auf dem Barfüsserplatz die Aktion „1. Lektion“, wo Kinder und ihre Eltern sich über die diversen Jungen Garden informieren können, wo gebastelt sowie getrommelt und gepfiffen werden kann. Diese Aktion besteht bereits seit über fünfundzwanzig Jahren und wird immer wieder der Aktualität angepasst.

Sie sind Obfrau und seit über 22 Jahren in verschiedenen Funktionen im Fasnachts-Comité. Welches waren die grössten Herausforderungen?

Die letzten drei Jahre waren eine besondere Herausforderung, wir hatten sehr viel Arbeit mit diversen Konzepten, die erarbeitet und dann wieder abgeschmettert wurden. Die ganzen Online-Sitzungen waren ebenfalls anstrengend, einerseits, weil wir viel mehr Sitzungen hatten als normalerweise, andererseits, weil Vieles anschliessend noch einmal bilateral oder in Kleingruppen ausdiskutiert werden musste. Umso mehr freue ich mich, dass wir jetzt wieder im „Courant Normale“ arbeiten können.

Auch Medienarbeit war in dieser Zeit viel aufwendiger. Normalerweise verstehen wir uns als Dienstleistungsbetrieb, der im Hintergrund einen Teil der Fasnacht organisiert, in den letzten Jahren stand ich als Obfrau viel mehr im Fokus.

Und welche Erlebnisse waren für sie prägend?

Viele Erlebnisse in der Zeit im Comité sind prägend, wir durften 2010 unser 100Jahr-Jubiläum feiern, wir erhielten das Label der UNESCO, wir bekamen zwei eigene Briefmarken und Vieles mehr.

An der Fasnacht ist es immer wieder wunderbar, am Cortège zu stehen, wenn die ganze Fasnacht zu uns kommt und an uns vorüberzieht.

Wie sehen Sie die Zukunft der Basler Fasnacht?

Die Fasnacht ist ein Spiegel der Gesellschaft und verändert sich immer wieder, das ist keine revolutionäre Veränderung, aber immer wieder tauchen neue Elemente auf, die sich über die Jahre etablieren. Die Fasnacht ist für uns alle ein wichtiger Teil unseres Lebens, gehört in den Jahresablauf wie andere Feste auch und dient als Ventil für alles, was unter den Nägeln brennt und endlich auf den Tisch muss, um dann wieder Platz zu machen für einen versöhnlichen Neubeginn.


Frau Inderbitzin, vielen Dank für dieses Interview. Ihre Trafina Privatbank AG wünscht Ihnen eine tolle Fasnacht!


Nicole Biri, 18.02.23