«Das FED wird seine restriktive Geldpolitik vorerst fortsetzen.» Matthias Wirz, Leiter Anlagestrategie und Vermögensverwaltung, Partner
Nach der Sitzung des Offenmarktkomitees (FOMC) der amerikanischen Notenbank (FED), welche wie erwartet den Leitzinssatz unverändert bei 4.5% beliess, interessierte die Marktteilnehmer vor allem der Kommentar des FED-Vorsitzenden Jerome Powell hinsichtlich des Wachstums- und Inflationsausblicks. Das FED erwartet aufgrund der beschlossenen Importzölle zwar einen temporären Anstieg der Teuerungsrate, nicht aber nachhaltige negative Effekte auf die Inflationserwartungen. Entsprechend hat das FED die Teuerungsprognose für dieses Jahr nur leicht nach oben revidiert, gleichzeitig das erwartete Wirtschaftswachstum für dieses Jahr jedoch deutlich von 2.1% auf 1.7%. gesenkt. Die FOMC-Mitglieder erwarten nun zwei Zinssenkungsschritte in diesem Jahr.
Eine grössere Überraschung lieferte das FED mit der Ankündigung, den Abbau der Bilanz über den Verkauf von Staatsanleihen (Treasuries) von zuvor USD 25 Mrd. pro Monat auf nur noch USD 5 Mrd. ab April zu verringern. Das wird den Druck auf den Treasury-Markt in Anbetracht der steigenden Neuemissionstätigkeit infolge der hohen Budgetdefizite von zurzeit über 6% des BIP mildern. Da sich gleichzeitig das Wirtschaftswachstum in den kommenden Monaten erheblich verlangsamen dürfte, sollten die langfristigen Zinsen in den USA auf dem gegenwärtigen Niveau von 4.25% verharren oder allenfalls sogar noch weiter zurückgleiten.
Der Rückgang der 10-jährigen Treasury-Rendite hat auch die europäischen Obligationenmärkte positiv beeinflusst, nachdem diese durch die angekündigten Pläne der neuen deutschen Regierung, zwei Sondervermögen für Rüstung und Infrastruktur von je EUR 500 Mrd. zu schaffen, mit einem markanten Renditeanstieg reagiert haben.
Dabei erhöhte sich die 10-jährige Bundesanleiherendite um 0.50% von 2.40% auf zwischenzeitlich 2.90%.
Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins bereits am 6. März von 2.75% auf 2.5% gesenkt hat, folgte die Schweizerische Nationalbank (SNB) diese Woche mit einer Zinssenkung von 0.50% auf 0.25%. Da ihre hauseigene Inflationsprognose weiterhin einen sinkenden Trend ausweist, hat die SNB den geldpolitischen Spielraum konsequent genutzt. Damit dürfte sich auch die Rendite der 10-jährigen Eidgenossen nach dem zwischenzeitlichen Anstieg von 0.20% auf 0.80% wieder zurückbilden.
In der jüngsten Sitzung des Anlageausschusses haben wir entschieden, in der Asset Allokation die Aktienquote von Übergewichten auf Neutral zu reduzieren. Der Abbau folgt vor allem über eine Reduktion der Aktienquote in den USA, wo die stärkste Überbewertung herrscht. Es ist davon auszugehen, dass die erratischen wirtschaftspolitischen Entscheidungen der Regierung Trump nicht nur die Aktienmärkte verunsichert, sondern auch die Konsumenten und Unternehmen, welche folglich ihre Ausgaben und Investitionen kürzen werden. Die bereits beschlossenen Zölle wirken grundsätzlich wie ein Angebotsschock, welcher die Inflation erhöht, und das BIP-Wachstum hemmt. Ausserdem ist es äusserst zweifelhaft, ob dadurch global tätige Unternehmen ihre Produktionsstandorte kurz- und mittelfristig in die USA verlagern werden.
Ferner sind wir der Meinung, dass das FED hart bleiben und seine restriktive Geldpolitik vorerst fortsetzen wird. Damit sollte es dem Drängen Trumps nach Leitzinssenkungen bis weit in die zweite Jahreshälfte standhalten. Dannzumal könnte sich die US-Wirtschaft aber bereits derart abgekühlt haben, dass sich der Arbeitsmarkt unverkennbar verschlechtert und die Inflationsrate auf 2% oder tiefer fällt. Als Reaktion wird das FED danach mit Zinssenkungen reagieren, dennoch kann eine Rezession in den USA gegen Ende 2025 nicht mehr ausgeschlossen werden. Dagegen werden in Europa die erwähnten Sondervermögen in Deutschland mittelfristig einen Wachstumsimpuls auslösen. Auch China und Japan stehen vor einem zyklischen Aufschwung im Industriebereich. Ob dieser nachhaltiger Natur sein wird, hängt entscheidend davon ab, ob das Konsumentenvertrauen in beiden Ländern zunimmt und die Ausgaben der privaten Haushalte entsprechend ansteigen.
Die durch den Abbau der Aktienquote (Ausland) freiwerdenden Mittel sollen in Liquidität und indirekte Immobilienanlagen fliessen. Da sich in diesem unsicheren Marktumfeld die Sektorrotation aus Wachstums- in Substanzaktien (Value) fortsetzen dürfte, setzen wir unverändert auf Schweizer Aktien. Hierbei sind die konjunkturresistenten Unternehmen Nestlé, Novartis, Roche und Swisscom zu bevorzugen. Wenngleich der Versicherungssektor bereits überdurchschnittlich hoch bewertet ist, weisen Swiss Re, Zurich Versicherung und Swiss Life attraktive Dividendenrenditen von mehr als 4% aus.
Ausserdem sollten mittelfristig die Aktien von Holcim, ABB, Geberit und Sika besonders von den steigenden Infrastrukturausgaben in Deutschland profitieren.
Obligationen: Untergewichtung; 4 – 8-jährige Laufzeiten bevorzugen
Aktien: Neutral; Schweiz und Europa bevorzugen
Währungen: USD/CHF über 0.86 absichern und EUR/CHF über 0.96 absichern
Rohstoffe: Industriemetalle und Energie neutral gewichten
Edelmetalle: Gold übergewichten; Goldminenaktien attraktiv
Immobilien: Übergewichtung (Anlagestiftungen, Immobilienfonds)
Transaktionen: Aktien: - ; Obligationen: -
Sektoren: Übergewichtung Versorger, Nicht-Zyklischer Konsum, Gesundheit
Matthias Wirz, 21. März 2025