Regionalbanken in den USA erneut unter Druck

  • Die Aufwärtsdynamik an den Aktienmärkten hält mit regionalen und sektoralen Unterschieden an.
  • Gewerbeimmobilien leiden zurzeit unter hohen Zinsen und den seit Corona stetig steigenden Leerständen, wodurch teilweise beträchtliche Wertverluste resultieren können.
  • Die Teuerungsraten befinden sich global weiterhin auf dem Rückzug und nähern sich langsam, aber stetig dem Inflationsziel der (meisten) Notenbanken von 2% an.
Matthias Wirz
«Wir sind für Aktienanlagen aufgrund sinkender Teuerungsraten und in Erwartung fallender Zinsen unverändert zuversichtlich gestimmt und daher übergewichtet.» Matthias Wirz, Leiter Anlagestrategie und Vermögensverwaltung, Partner

Die Aufwärtsdynamik an den Aktienmärkten hält mit regionalen und sektoralen Unterschieden an. Während der S&P 500 in der Berichtswoche das Rekordniveau von 5'000 testete und der Nikkei nur noch 7.0% vom Allzeithöchststand von 38'900 im Jahre 1989 (!) entfernt ist, stagnierten die europäischen Indizes weitgehend.


Aktuelle Situation

Allerdings sind es vor allem die grossen Technologiewerte (u.a. MSFT, NVDA, META, AMZN), welche aufgrund ihrer hohen Kapitalisierung den Gesamtmarkt in den USA antreiben. Der breite Markt hat dagegen - dargestellt am gleichgewichteten S&P 500 – in diesem Jahr bisher nur knapp 1% zugelegt. Dasselbe gilt verstärkt für die kleinkapitalisierten Werte (Small & Mid Caps), welche konjunktursensitiv und daher von der weltweiten herrschenden Industrierezession besonders betroffen sind. Das betrifft jedoch nicht für den Gesundheitssektor und die grossen Tech-Unternehmen, die weitgehend als konjunkturunabhängig einzustufen sind.

Noch unklar sind die Auswirkungen der in den USA erneut unter Druck geratenen Regionalbanken, welche sich neben den bereits bekannten hohen, nicht realisierten Kursverlusten auf ihren Anleihebeständen nun zusätzlich mit möglicherweise hohen Kreditausfällen auf Gewerbeimmobilien auseinandersetzen müssen. Gewerbeimmobilien leiden zurzeit unter hohen Zinsen und den seit Corona stetig steigenden Leerständen, wodurch teilweise beträchtliche Wertverluste resultieren können. Bis 2025 müssen dabei in den USA 40% der ausstehenden Kredite refinanziert werden, was angesichts des hohen Zinsniveaus und der unsicheren Konjunkturlage keine leichte Aufgabe wird. Erschwerend wirkt sich zudem das zeitnahe Auslaufen der Notfallkreditfazilität (BTFP) der amerikanischen Notenbank (FED) aus, welche in der Regionalbankenkrise im Frühjahr 2023 geschaffen wurde. In diesem Zusammenhang ist die Herabstufung der New York Community Bancorp durch die Rating-Agentur «Moody’s» auf Ramsch-Niveau (Ba2) eine beunruhigende Nachricht. Diese gewinnt durch die Aussage von Finanzministerin Yellen, dass sie sich über mögliche Verluste bei Gewerbeimmobilien sorgt, zusätzlich an Brisanz. Falls sich die Krise ausweitet, wird das FED über neue Finanzierungshilfen für die Regionalbanken entscheiden müssen und möglicherweise ihre Leitzinsen doch früher als geplant senken. Konträr dazu stehen Aussagen verschiedener FED-Vertreter, welche keine Notwendigkeit für eine schnelle Leitzinssenkung sehen. Dennoch steht die Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinssenkung bereits im März noch immer bei 20%, womit der Geldmarkt bei auftretenden Marktturbulenzen ein schnelles Handeln des FED einpreist.

Die Teuerungsraten befinden sich global weiterhin auf dem Rückzug und nähern sich langsam, aber stetig dem Inflationsziel der (meisten) Notenbanken von 2% an. Dabei dürfte der Rückgang der Jahresinflationsrate in China auf -0.8 % im Januar und damit auf den tiefsten Wert seit 2009 einen «disinflationären» Impuls auf die Weltwirtschaft auslösen. Dadurch sinken die Teuerungsraten im Rest der Welt, vor allem in den Industriestaaten, möglicherweise schneller als bisher erwartet, sodass der Weg für erste Leitzinssenkungen des FED und der EZB in den kommenden Monaten vorgespurt sein dürfte. Dem kann sich auch die EZB in Anbetracht der sinkenden Industrieproduktion in Deutschland nicht verschliessen. Diese verzeichnete im Dezember einen starken Rückgang von 1.6% und bestätigte die Rezessionserwartung für das erste Quartal 2024. 


Unsere Empfehlung

Wir sind für Aktienanlagen aufgrund sinkender Teuerungsraten und in Erwartung fallender Zinsen unverändert zuversichtlich gestimmt und daher übergewichtet. Jedoch wurde die Gewichtung im US-Technologiesektor (Nasdaq) nach den erheblichen Kursgewinnen in den letzten Monaten und einer möglichen kurzfristigen Konsolidierung reduziert (Rebalancing). Im Gegensatz dazu sollten die zurückgebliebenen Sektoren «Nicht-zyklischer Konsum» und «Gesundheit/Pharma» einen Teil ihrer beträchtlichen Underperformance in den kommenden Monaten aufholen.

Taktische Positionierung

Obligationen: Untergewichtung; kurze und mittlere Laufzeiten bevorzugen, Unternehmensanleihen übergewichten
Aktien: Leichte Übergewichtung; Schweiz, USA und UK übergewichten; Japan, Schwellenländer und Europa neutral gewichten
Währungen: USD/CHF über 0.88 absichern und EUR/CHF über 0.97 absichern
Rohstoffe: Industriemetalle, Energie übergewichten
Edelmetalle: Gold übergewichten; Silber und Platin neutral
Immobilien: Übergewichtung (Anlagestiftungen, Immobilienfonds)
TransaktionenAktien: Verkauf EQQQ (Nasdaq); Obligationen: 2.45% Banco Santander 2029 
Sektoren: Übergewichtung Gesundheit, nicht zyklischer Konsum, US Tech-Megacaps
Themen: Basismetalle und Energie

Matthias Wirz, 09. Februar 2024